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Westumfahrung/Moselaufstieg führt weder zu wesentlicher Entlastung des Trierer Tals noch zu einer besseren Luxemburganbindung

Im Anschluss an eine von der IHK Trier 2011 veranstaltete Bürgerversammlung zum Thema Moselaufstieg/Westumfahrung, wurde von unserem Mitglied Michael Bösen folgender Leserbrief eingereicht, der unter anderem die Auswirkungen des Moselaufstiegs auf die Verkehrsströme zusammenfasst:

 

Es existiert ein umfangreiches Gutachten aus dem Jahr 2008 (Link), welches in verschiedenen Planungsfällen die verkehrlichen Auswirkungen des Moselaufstiegs, der Nordumfahrung und der Brücke bei Mertert darstellt. Es wurde vom Landesbetrieb Mobilität in Auftrag gegeben, berücksichtigt Verkehrszählungen von 2007 und prognostiziert den Verkehr für das Jahr 2025. Das von Frau Bayer (LBM) in der Bürgerversammlung präsentierte Zahlenmaterial ist mir unbekannt. Zudem widerspricht es den Daten des aktuellsten auf der Homepage des LBM verfügbaren Gutachtens und ist bei weitem nicht so präzise. Es wurden in der Bürgerversammlung auch keine Zahlen präsentiert, die verkehrliche Verbesserungen für die Luxemburggrenzgänger durch den Bau der West- und Nordumfahrung deutlich gemacht hätten.

 

Bei Kenntnis des Gutachtens von 2008 lassen sich zwei zentrale Argumente der Befürworter der Westumfahrung nicht mehr seriös vorbringen: (a) eine nennenswerte, sinnvolle Entlastung des Trierer Tals und (b) eine stark verbesserte Anbindung an Luxemburg. Die Zahlen die ich zitieren werde, gelten für 24h und beziehen sich auf das Jahr 2025 und sofern nicht anders angegeben, auf den Planungsfall 1 (nur Westumfahrung). Zu (a): Das Gutachten macht deutlich, dass eine sinnvolle Entlastung des Trierer Tals nur in marginalem Umfang erfolgt. Es ergeben sich zwar starke Entlastungen – allerdings auf 4- bis 6-spurig ausgebauten Straßenabschnitten an denen entweder keine relevante Wohnbebauung vorhanden ist und keine Staus auftreten (Konrad-Adenauer-Brücke, Pacelli-Ufer zwischen der Konrad-Adenauer-Brücke und Konz) oder in Abschnitten, in denen die Entlastung der Bundestraße (Zewen) um 5.500 KFZ auf Kosten einer Mehrbelastung einer Ortsstraße um 3.500 KFZ erfolgen würde. Die Bitburger Straße würde um 800 und die Bonner Straße (Pallien) würde um 900 (davon 200 KFZ>3,5t) KFZ entlastet werden. Bei einem Verkehrsaufkommen von ca. 26.000 (Bitburger Straße) und ca. 20.000 KFZ (Bonner Straße, Pallien) dürfte das wohl kaum ins Gewicht fallen. Hier erschließt sich mir nicht, wie die BI Pallien die Westumfahrung mit dem Argument, dass Verkehrsbelastungen gesundheitsschädlich sind, ernsthaft fordern kann, wenn diese zu einer knapp 4-fach stärkeren Belastung einer Ortsstraße in Zewen (als zu einer Entlastung in Pallien) führt. Für eine marginale Entlastung Palliens scheint sie nicht nur eine überproportionale verkehrliche Mehrbelastung anderer Bürger, sondern auch die Zerstörung eines Naherholungsgebietes für Igel und Zewen ungeniert in Kauf zu nehmen. Eine nennenswerte Entlastung um 3.200 KFZ würde am Pacelli-Ufer ab der Konrad-Adenauer Brücke Richtung Norden/Stadtmitte erfolgen. Allerdings ist das für 2025 prognostizierte Verkehrsaufkommen leider nicht erkennbar, sodass die realen Auswirkungen auch nicht abschließend eingeschätzt werden können.


Zu (b): Laut Gutachten würde der Verkehr auf der A64 westlich der Westumfahrung (Abschnitt Richtung Luxemburg) um 2.400 KFZ auf 50.300 KFZ zunehmen. Das bedeutet, dass die Westumfahrung insgesamt nur für 2.400 Grenzfahrten genutzt und damit auch die Luxemburganbindung nur marginal verbessert würde. Von den 2.400 über die Westumfahrung getätigten Grenzfahrten entfielen dann wahrscheinlich 1.500 auf die Räume Konz und Saarburg. Eine wesentlich verbesserte Anbindung an Luxemburg ist mit Straßenbauprojekten für Trier also überhaupt nicht zu erreichen und für die Räume Konz und Saarburg wäre sie nur durch den Bau einer Brücke bei Mertert zu erzielen. Die Brücke bei Mertert würde 12.600 KFZ ohne die Westumfahrung (Planungsfall 4) und 12.200 KFZ mit Westumfahrung (Planungsfall 5) aufnehmen. Die Vorteile der Brücke bei Mertert wären neben der besseren Luxemburganbindung die verkehrliche Entlastung von Temmels (-7.500 KFZ), relativ geringe Kosten (sowohl im Gesamtvolumen als auch wegen der

Kostenbeteiligung durch Luxemburg und ggf. die EU) und ein stark vereinfachtes, zügig durchführbares Verfahren. Die Aussage von Herrn Landrat Schartz, dass ein Bau für jeden offensichtlich nicht möglich sei, ist anzuzweifeln, da Luxemburg meines Wissens bereits Gespräche mit Deutschland zu dem Thema geführt und auch eine konkrete Anfrage an Deutschland gerichtet hat. Nachteile der Brücke bei Mertert wären eine Mehrbelastung von Oberbillig und Wasserliesch in Höhe von 1.900 KFZ.

 

Diese Nachteile würden sich jedoch auch beim Bau der Westumfahrung ergeben. Anders als von Herrn Landrat Schartz in seinem vom TV zitierten Beitrag suggeriert, würden Temmels (+1.200 KFZ), Wasserliesch (+1.400 KFZ) und Oberbillig (+1.400 KFZ) durch den Bau der Westumfahrung zusätzlich belastet werden – und nicht entlastet werden.

 

Ein Argument bleibt den Befürwortern der Westumfahrung: Die Räume Konz und Saarburg würden besser an das Bundesfernstraßennetz in nördlicher und östlicher Richtung angebunden werden. Zu dem wirtschaftlichen Nutzen einer solch verbesserten Anbindung existieren meines Wissens allerdings keine Untersuchungen. Dieser (vermeintliche) Nutzen ist meiner Ansicht nach nicht in der Lage, die monetären Kosten in Höhe von 49 Millionen Euro (ohne Zinsen), die ökologischen Kosten und die Verringerung der Lebensqualität für Igeler und Zewener Bürger aufzuwiegen. Da die Kosten für die Westumfahrung auf Bundesebene, in Trier (Zewen) und in Igel anfallen, ist auch für die Zukunft zu erwarten, dass Politiker aus den Räumen Konz und Saarburg bei ihrer Nutzen/Kosten-Abwägung zu einem anderen Ergebnis als ich kommen werden. Entscheidungsträger auf übergeordneter Ebene müssen jedoch die Interessen aller Betroffenen, eingenommen jener des Steuerzahlers, berücksichtigen.

 

Abschließend möchte ich jedem, der sich politisch zu diesem Thema positioniert, nahelegen, sich intensiv mit dem vorliegenden Gutachten auseinanderzusetzen und die eigene Position kritisch zu hinterfragen.